Berlin-Peking Oldtimerrallye 2019: Zhangye-Maiji Town (Tage 39-40)

Am 24. August 2019 sind 8 Teams in ihren eigenen Oldtimern und unser Service-Car auf das 52-tägige Abenteuer von Berlin nach Peking gestartet. An den Tagen 39 und 40 fuhren die Teams von Zhangye über Lanzhou bis nach Maiji Town. Vielen Dank wie immer unserem Rallyebotschafter Bernd Andrich für Berichte und Fotos.

Tag 39: Zhangye – Lanzhou 509 km

Der 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik war an diesem Tag das wichtigste Ereignis in China. In der Goldenen Woche haben die Chinesen eine Woche arbeitsfrei und somit ließen alle Mautstationen auf der Autobahn den Verkehr ohne Stopps und unentgeltlich durch. Im chinesischen Fernsehen wurde aus Peking die größte Militärparade der Welt übertragen.

Unsere erste Attraktion am heutigen Tag war eine Nummer kleiner als die Feierlichkeiten in Peking, aber alles andere als uninteressant! Wir besuchten unweit des Hotels den Tempel mit einem der größten, liegenden Buddha Chinas mit einer Länge von 35 m und 8 m Höhe. In den Tempelgebäuden waren außerdem viele interessante Artefakte als historische Zeitzeugen ausgestellt, die in Verbindung mit der Seidenstraße stehen.

Eine Stunde später waren alle Teams auf der Autobahn auf dem Weg nach Lanzhou, die kontinuierlich ins Gebirge anstieg. Wir durchfuhren mehrere Tunnel, die bis zu 5,5 km lang waren. Es war erstaunlich, dass auf 2.500 m Höhe unsere Umgebung immer noch ausgesprochen grün war. Das lag zum einen an dem intensiven Ackerbau der Region und zum anderen an vielen großen Baumgruppen und Wäldern. 300 km vor unserem Tagesziel, nahe der Stadt Yongfeng, versetzte uns ein Solarpark ins Erstaunen, da er mit 4 km Länge nahezu endlos erschien. Gegen 17 Uhr erreichten wir nach insgesamt 7-stündiger Autobahnfahrt Lanzhou, die riesige, moderne und saubere Hauptstadt der Provinz Gansu. Angekommen bemerkten wir, dass vor Ort alles im Zeichen der dort stattfindenden Basketball-WM der U23 stand. In unserem Hotel wohnten viele junge Sportler und Sportlerinnen aus der ganzen Welt. Alle zusammen, und insbesondere unsere Rallye-Teilnehmer aus der Schweiz, begrüßten beim Abendessen herzlich die vier Spielerinnen aus der Schweiz mit großem Applaus und wünschten ihnen maximalen Erfolg im Turnier.

Endlich gab es wieder eine Hotelbar an der wir gemütlich mit einem Sundowner den Straßenstaub aus der Kehle spülen konnten. Gin Tonic war mein Spüler. Echt Lecker und für alle Teilenehmer wohlverdient! Wir nutzten den Abend noch ausgiebig, um erneut zusammen zu sitzen, zu klönen sowie witzige Handy-Fotos der letzten Tage auszutauschen.

Bevor ich mich später in mein Bett im 24. Stock legte, musste ich unbedingt noch die herrlich illuminierte Skyline von Lanzhou fotografieren. Das Zentrum bildeten die Rot gefärbten Brückenbögen über dem Gelben Fluss. Die Fassaden der daneben liegenden Wolkenkratzer stimmten mit ihren Farbwechseln in das Spiel der Lichter ein. Aus meinem Bett schaute ich noch länger bis zum Einschlafen und bei dezenter Musik von Chris Norman, durch das große Panoramafenster auf das wunderbare Lichterfest am Gelben Fluss. Danke Lanzhou.

Tag 40: Lanzhou – Maiji Town 330 km

Bevor es nach Maiji Town über 330 km losging, stand der Besuch der Auto-Ausstellung im benachbarten Convention Center auf dem Programm. Auf zwei Ebenen und in einem 100 m langen Zelt neben der Halle standen einige hundert Fahrzeuge neuester chinesischer Produktion. Die Vielfalt an Marken und Fahrzeugtypen war riesig und die meisten unterschieden sich im Design, der Ausstattung sowie in der Motorisierung auf den ersten Blick nur wenig von den in Europa üblichen Mittelklassefahrzeugen. Kleinwagen gab es auf der Messe nicht zu sehen. Nur große Autos sind wohl gesellschaftsfähig.

Die Autobahn nach Maiji Town führte unseren Bulli direkt nach Osten entlang des Gelben Flusses. Auf der anderen Uferseite sahen wir die beeindruckende Skyline der Stadt mit Bürotürmen und Wohngebäuden.

Es muss hier festgehalten werden, am 40. Tag unserer Reise um 13.50 Uhr gab es erstmals leichten Regen und die Sonne kam bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht mehr hervor. Das ist hier äußerst selten. Leider kam es durch die feuchte Fahrbahn vor uns zu einem Unfall. Eine Stunde parkten wir auf der Autobahn, bis es weiter ging. Die Autobahn war durch die Goldene Woche und die Befreiung während dieser von der Maut stark frequentiert. Viele verreisten, die sonst das Auto selten benutzten. Gegen 16 Uhr machten wir an einer Raststätte einen Zwischenhalt, um etwas zu essen und den Bulli mit Diesel zu befüllen. Der Rastplatz war wegen der Ferien sehr stark besucht. Mit mehren Einweisern wurden die Fahrzeuge zu verfügbaren Parklücken geführt. Reinigungskräfte draußen und drinnen sorgten für eine gute Aufenthaltsqualität. Beim Tanken gab es noch ein Gruppenfoto am Bulli mit einem Chinesen, der fasziniert auf der Seitentür unsere Route von Berlin nach Peking gesehen hatte.

Etwa 110 km vor Maiji Town mussten wir wegen Bauarbeiten unseren Weg über eine Umleitung auf einer Landstraße fortsetzen. Die Apfelernte war im Gange. An der Straße wurden überall in Kisten, Säcken, auf der Ladefläche der elektrischen Dreiräder oder auf Tischen Äpfel verkauft. Die Landstraße führte über Serpentinen durch etliche Tunnel bis auf 1.700 m. Trotz der engen Kurven und fehlender Einsehbarkeit des Gegenverkehrs wurden wir und mehrere Lastwagen vor uns immer wieder kühn überholt. Passiert ist nichts. Irgendwie haben sich wohl alle Beteiligten darauf festgelegt: drei Fahrzeuge passen in China auf einer zweispurigen Fahrbahn irgendwie immer nebeneinander.

Im Dunkeln und bei leichtem Nieselregen kamen wir um 19.30 Uhr in unserem Hotel in Maiji Town an. Wir haben für die 380 km heute 8 Stunden benötigt. Das ergibt trotz guter Straße wieder nur einen Geschwindigkeitsdurchschnitt von knapp 50 km/h. Nach dem Abendessen sprach Rainer kompetent und interessant über Land und Leute. Dann hieß es „Gute Nacht“.

Wir wünschen alle Teilnehmer eine gute Weiterfahrt in China!

Bernd Andrich