Berlin-Peking Oldtimerrallye 2019: Woronesch-Wolgograd (Tage 8-9)

Am 24. August 2019 sind 8 Teams in ihren eigenen Oldtimern und unser Service-Car auf das 52-tägige Abenteuer von Berlin nach Peking, gestartet. Die Etappe an Tag 8 der Rallye führte von Woronesch nach Wolgograd. Der 9. Tag stand dann im Zeichen des ruhenden Motors. Auf einer Stadtbesichtigung wurde die geschichtsträchtige Großstadt Wolgograd erkundet. Hier der Bericht unseres Rallyebotschafters Bernd Andrich aus Russland.

Tag 8: Woronesch-Wolgograd 581 km

Bei weiter sommerlich warmem Wetter ging es heute weiter nach Wolgograd. Unser Garmin-Navi errechnete etwa 8 Stunden reine Fahrzeit. Die Straßen ließen sich gut fahren. Allerdings was den Verkehr betraf, verleiteten die vielen Lastwagen mitunter zu sportlichen Überholmanövern. In Deutschland wäre es kaum möglich, nach dem Überholen ohne Hupkonzert mit 130 km/h in eine enge Lücke zurückzukehren und zu überleben. Auch der Gegenverkehr weicht bei solchen Manövern problemlos auf die Standspur aus. Das ist eine außergewöhnliche Form der gegenseitigen Rücksichtnahme im Straßenverkehr. Daumen hoch.

Das Tankstellennetz der ausschließlich russischen Anbieter war bisher sehr engmaschig und modern. 92 und 95 Oktan sowie Diesel kann man zapfen. Zuerst gibt man dem Kassierer die gewünschte Literzahl und die Benzinqualität an und bezahlt. Er schaltet dann die Zapfsäule frei. Man kann bar in Rubel oder mit der Karte (Maestro oder Visa) bezahlen. In den Tankstellen gibt es ein gutes Angebot an Essen und Getränken sowie die typischen Shopartikel. Die Toiletten kann man kostenlos nutzen.

In Richtung Wolgograd passierten wir fast nur flaches Land, das bis 200 km vor Wolgograd überwiegend grün war. Oft fuhren wir an ausgedehnten Sonnenblumenfeldern vorbei. Am Straßenrand boten die Bauern Honig und Sonnenblumenöl an. Das waren schöne Fotoobjekte. Kurz vor Wolgograd begann die Steppe und die Farbe der Landschaft wechselte von Grün zu Gelb. Rainer scherzte: “Das könnte nicht nur an der Trockenheit liegen, sondern morgen am 1. September ist in Russland Herbstanfang, möglicherweise auch für die Vegetation festgelegt”.

Schließlich saßen um 20 Uhr alle Teams zum Abendessen im Restaurant und waren froh, ohne Panne im Hilton Garden Inn das zweitägige Nachtlager aufschlagen zu können. Vor dem Essen gab ich noch meine Sachen in die Hotelwäscherei.

Unser Mechaniker flog heute mit seiner Tochter Laura zurück nach Deutschland. Herzlichen Dank Jens. Es hat viel Spaß gemacht, Dich als technische Vertrauensperson im Team zu haben. Dafür reiste Alexander an, der auf dem nächsten Abschnitt bis Taschkent mit dem grünen Bulli die Teams von hinten im Auge behält.

Tag 9: Wolgograd 0 km – Stadtbesichtigung

Um 10 Uhr bestiegen wir den Bus für die Stadtrundfahrt. Die moderne Millionenstadt begrüßte uns mit Sonnenschein. Wolgograd heißt sinngemäß „die Stadt an der Wolga“. Nach Stalins Tod bekam sie den neuen Namen. Unser erstes Ziel war der Mamajew -Hügel an dem die entscheidende Schlacht im zweiten Weltkrieg vom Sommer 1942 bis Februar 1943 stattfand. Die Sowjetarmee kesselte die deutschen Soldaten ein und zwang sie zur Aufgabe. Nur etwa die Hälfte, etwa 100.000, überlebten und gerieten in die Kriegsgefangenschaft. Viele wurden erst 1955 entlassen. Auf dem Hügel ist heute eine Gedenkstätte mit der berühmten Mutter-Heimat-Statue, der Frau mit dem erhobenen Schwert. Sie gehört zu den höchsten Statuen der Welt.

Von der Hügelspitze hat man einen guten Blick über die Stadt und auf die Wolga. In Richtung Fluss kann man das imposante Fußball-Stadion, die Wolgograd-Arena, mit ihrer vogelnestartigen Fassadengestaltung (ähnlich dem Olympiastadion in Peking) betrachten. Bei unserem anschließenden Stadtspaziergang besuchten wir das Volksfest an der Wolga anlässlich der Stadtgründung vor 350 Jahren. Es war viel los. Besonders Familien mit Kindern nutzen die breite Angebotspalette. Nach einer kurzen Pause bei Cappuccino und Pepsi führte unser Weg in das Panorama-Museum. Auf einem riesigen 360 Grad Panoramabild ist die Schlacht um Stalingrad in Szenen nachgebildet. Der Besuch des Museums war ein Highlight.

Der Abend klang auf der Hotelterrasse bei kühlen Getränken und Gesprächen über das heute Erlebte aus. Unser eingeflogener Techniker Alexander hatte einen neuen Benzinschlauch für den Mercedes im Gepäck, und ersetzte gleich das undichte Teil. Na, das geht doch… oder?

Wir danken für die Berichte und die Fotos, und wünschen allen eine pannenfreie Weiterfahrt und viele Eindrücke auf den letzten Etappen durch Russland.

Bernd Andrich