Berlin-Peking Oldtimerrallye 2019: Wolgograd-Astrachan (Tage 10-11)

Am 24. August 2019 sind 8 Teams in ihren eigenen Oldtimern und unser Service-Car auf das 52-tägige Abenteuer von Berlin nach Peking, gestartet. Die Etappe an Tag 10 der Rallye führte entlang der Wolga von Wolgograd bis Astrachan. An Tag 11 wurde Astrachan erkundet und ein Bootsausflug im weitverzweigten Wolga-Delta unternommen. Vielen Dank unserem Rallyebotschafter Bernd Andrich für den Bericht, und ihm und dem Team “Grey Lady” für die Fotos.

Tag 10: Wolgograd-Astrachan 423 km

Am Morgen verließen wir das geschichtsträchtige Wolgograd. Die Ausfallstraße führte uns über 60 km durch Wolgograd. Mitunter bremsten uns holprige Bahnübergänge aus. Schrittfahren war angesagt. Am Stadtrand reihten sich Industriegebiete entlang der Straße aneinander. Besonders die erdölverarbeitende Industrie hat hier einen großen Anteil. Industriebrachen sind keine Seltenheit.

Ein Team war in eine Verkehrskontrolle geraten. Der Entzug des Führerscheins wurde angedroht, weil beim Überholen eine durchgezogene Linie überquert wurde. Nach 30 Minuten angespannter Wartezeit konnte die Sache geklärt werden.

Gleich hinter der Stadtgrenze beginnt das trockene, flache Land mit Steppengras und Weitblick bis zum Horizont. Die Straße nach Astrachan hatte die gewohnt gute Qualität.

Nach rund 7 Stunden Fahrzeit mit Pausen erreichten wir in Astrachan das schöne Grand Hotel Al Pash. Ein nicht zu übersehendes Hochhaus mit zwei Türmen, Verbindungsbau und blauer Glasfassade direkt an der Wolga. Die etwa 520.000 Einwohner zählende Stadt befindet sich im Delta des Flusses Wolga, der sich bis zum Kaspischen Meer in viele Flussarme aufteilt. Allerdings sind es bis zum Kaspischen Meer noch etliche Kilometer. Dieses Meer, auch Kaspisee genannt, ist der größte Binnensee der Erde. Er soll etwa so groß wie Deutschland sein.

Tag 11: Astrachan – Stadtbesichtigung & Bootsausflug

Bei Bewölkung und leichtem Nieselregen besuchten wir heute den Astrachaner Kreml, eine Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert mit der Dreifaltigkeits-Kathedrale und dem Heimatmuseum. Alles wurde in den letzten Jahren renoviert. Eine interessante Besonderheit ist der geneigte Turm. Mit seiner 11%-igen Schieflage erinnert er etwas an den schiefen Turm von Pisa.

Auf der Weiterfahrt durch die Stadt sahen wir viele renovierungsbedürftige Häuser aus dem 19. Jahrhundert reicher Kaufleute, die über die Wolga Handel betrieben. Es gibt viele Seitenkanäle der Wolga, welche das Stadtgebiet durchziehen. Die Einheimischen bezeichnen ihre Stadt oft auch als Venedig an der Wolga. Allerdings ist es hier im Sommer wesentlich wärmer als in Italien. Häufig steigt das Thermometer bis 40 Grad.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der moderne, prunkvolle Bau der Oper. Sie ist auch Theater und Ort für verschiedene Events. Hochzeitspaare trifft man hier beim Fotoshooting an. In Astrachan gibt es mehrere Theater. Die Eintrittspreise beginnen umgerechnet bei € 7,- . Ein Busticket kostet etwa € 0,20. Übrigens ist Astrachan bekannt für seine besonders schmackhaften Wassermelonen, die neben frischem Obst und Gemüse vielerorts am Straßenrand angeboten werden.

Das zweite Tageshighlight nach dem Kreml, das Wolgadelta, erreichten wir nach eineinhalbstündiger Fahrt mit dem Bus. Nach einem Mittagessen stiegen wir in drei Motorboote um und begaben uns bei schönstem Wetter auf Entdeckungsreise auf einem der vielen Nebenarme der Wolga. Flora und Fauna haben hier im Naturschutzgebiet viel zu bieten. Ausgedehnte, schwimmende Lotusblumenfelder, die bereits ab Juni ihre Blüten zeigen, Seeadler, schwarze Schildkröten, Frösche und eine kleine durch das Wasser ziehende Schlange waren begehrte Fotomotive…

Den berühmten Wolgastör und Kamele haben wir noch nicht zu Gesicht bekommen. Dafür sichteten wir am Straßenrand Pferde, Kühe und Wildschweine. Dieser Tag war nach den vielen Autokilometern der letzten Tage Entspannung pur. Morgen wird es richtig abenteuerlich, Kasachstan und eine Schlaglochstrecke erwarten uns!

Wir wünschen allen eine pannenfreie Weiterfahrt und viele Eindrücke auf den nächsten Etappen in Kasachstan.

Bernd Andrich