Berlin-Peking Oldtimerrallye 2019: Turfan-Hami-Dunhuang (Tage 34-36)
Am 24. August 2019 sind 8 Teams in ihren eigenen Oldtimern und unser Service-Car auf das 52-tägige Abenteuer von Berlin nach Peking gestartet. An den Tagen 34 bis 36 der Rallye rollten die Teams von Turfan über Hami nach Dunhuang. Vielen Dank wie immer unserem Rallyebotschafter Bernd Andrich für Berichte und Fotos.
Tag 34: Turfan – Hami 400 km
Gegen 9.00 Uhr fuhr unser Konvoi über einige Nebenstraßen in Richtung Stadtgrenze von Turfan. Die rote Flaggenparade zum Jahrestag begleite uns. Wir steuerten das 400 km entfernte Hami an, wo wir übernachteten. Den ersten Tankstopp legten wir nach 50 km ein. Der ist in der Provinz Xinjiang mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen durch die Chinesen verbunden.
In der Einfahrt und an der Ausfahrt stehen Wachmänner. Sie kontrollieren die Fahrzeuge und betätigen das Schiebetor. Nur der Fahrer darf in den Tankstellenbereich einfahren. Alle Mitfahrer müssen vorher aussteigen und warten, bis das betankte Fahrzeug wieder heraus fährt.
Der Fahrer und die Insassen müssen den Pass an der Wache vorzeigen. Das Tanken ohne Pass ist unmöglich. Die mitgeführten Kanister dürfen generell nicht betankt werden. Sie müssen aus Sicherheitsgründen leer bleiben. Die Preise für Benzin und Diesel sind günstig. Benzin 0,95 EUR, Diesel 0,60 EUR. Bezahlt wird in bar.
Bis hinter der Stadtgrenze Turfans gaben viele Bäume, Sträucher und andere Gewächse ein grünes Bild. Obstplantagen und Weinanbau gehörten dazu. Dann ging es langsam in die trostlose graue Taklamakan-Wüste über. Außer der „Grünen Mauer“ neben der Straße gab es keine Pflanzen. Zwischendurch gab es grüne Oasen, die das Wasser von großen Pumpen, ähnlich denen bei der Ölförderung, bezogen. Auch hier war der Weinanbau stark vertreten.
Der größte Teil wird zu Rosinen getrocknet. Hunderte überdachte Trocknungshäuser reihen sich entlang der Autobahn auf. Sie sind bis zu 20 m lang etwa 6 m breit und 3 m hoch. Alle Wände wurden gemauert und haben ganzflächig Löcher durch die am Tag die heiße Luft zirkuliert.
Wie bisher absolvierten wir Mautstellen ( 25 RMB/ 3,50 EUR ) und bis in die Stadt Hami hinein Polizeikontrollen (kostenlos ). Immer wieder die Pässe vorzeigen und abfotografieren lassen. Unser Guide Hao Lei half ständig telefonisch bei der Verständigung, um weiterfahren zu können. Das kostete Zeit. Um 17 Uhr, nach acht Stunden Fahrt, standen wir in der Lobby unseres Hotels. Die mittlere Geschwindigkeit von uns lag heute trotz bester Autobahn bei 50 km/h.
Team 1 – Grey Lady – Andreas und Hans – nutzen unseren Bulli bis Xi’an auf dem Backseat zwangsweise als Mitfahrgelegenheit. Wegen der beschädigten Zylinderkopfdichtung kann die Grey Lady nur auf einem Schleppfahrzeug mitreisen. In Xi’an kommt am 3.10.2019 planmäßig Svend als Mechaniker ins Rallye-Team und ersetzt Dominik, der aus beruflichen Gründen zurück nach Deutschland muss. Svend bringt die neue Dichtung und Kleinteile mit. Er und Dominik werden einen Tag später den bereits geöffneten und vorbereiteten Motor fahrfertig machen. Dann kommen wir alle hoffentlich gemeinsam mit Team 1 am 10.10.2019 in Peking an.
Tag 35: Hami – Dunhuang 416 km
Unser Ziel ist die in 1.100 m Höhe liegende Oasenstadt Dunhuang in der Provinz Gansu. Ihre Geschichte ist eng mit dem Handel der Seidenstraße verbunden. Die nördliche und südliche Route der Seidenstraße trafen sich hier.
Am morgen begaben wir uns bei Sonnenschein auf die 416 km lange Tagestour. Ich freute mich ebenso wie die anderen Rallye-Teams darauf, heute in die Provinz Gansu rüber zu düsen und die Autonome Provinz Xinjiang zu verlassen. Die extreme Polizeipräsenz, die ständigen Kontrollen unserer Pässe und der Fahrzeugpapiere sowie das damit verbundene Abstellen der Autos und das lange Warten auf die Rückgabe machten das Reisen anstrengend. Dadurch erreichten wir auf den gefahrenen etwa 2.000 km durch die Provinz lediglich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h, Tankstopps und Pausen eingerechnet.
Unsere Kolonne zog stadtauswärt vorbei an begrünten Stadtarealen. Es gab etliche Wohnhochhäuser mit bis zu 25 Etagen. Rainer gab uns aus dem Führungsfahrzeug über unsere Walkie-Talkies hilfreiche Informationen zur Route. Etwas später führte die Autobahn wieder durch die graue Sandwüste. Polizeiautos mit Videokameras auf dem Dach fuhren immer wieder zur Kontrolle hinter unserem Konvoi. Wir erlebten gegen Mittag einen leichten Sandsturm, wodurch die Sicht beeinträchtigt wurde. Da wird wohl in einigen Fahrzeugen wieder Sand im Kofferraum zu finden sein. Den Luftfiltern machte das auch keinen Spaß.
Mit der letzten Polizeikontrolle um 13.30 Uhr verließen wir endlich die Provinz Xinjiang. Mit polizeilicher Erlaubnis machte ich noch ein Abschiedsfoto von dem uns begleitenden Videofahrzeug.
80 km vor Dunhuang entdeckte ich links von unserer Autobahn einen riesigen Park mit Windrädern, die bis zum Horizont reichten. Ich schätzte, es waren 1.000 oder mehr. Hier in der Wüste Gobi ist genug Platz für diese umweltfreundliche Energieerzeugung.
Um 16.00 Uhr fuhren wir an den ersten Häusern von Dunhuang vorbei und in unserem Bulli kam Freudenstimmung auf. Wir sahen die erste freie Tankstelle ohne Polizeikontrolle. Die Voraussage von Rainer, unserem Rallyeleiter, ab Gansu würden wir ein anderes, besucherfreundlicheres China erleben, traf ein. Prima!
Die 6-spurige Einfallstraße war schön an den Seiten begrünt. Die Sauberkeit fiel ebenso auf, wie die Dekoration für das 70. Gründungsjubiläum der Volksrepublik China, welches am 1. Oktober ansteht.
Kurz darauf erreichten wir das sehr gepflegte Dunhuang Hotel. Ich brachte mein Gepäck auf das Zimmer und machte mich zu Fuß auf eine fotografische Erkundungstour. Es war gerade um 18.00 Uhr Schulschluss in den Ganztagsschulen. Die Eltern und Großeltern holten die Kleinen mit Elektro-Scootern oder den dreirädrigen Kleintransportern ab. Es war ein wildes Gewimmel auf den extra für diese Fahrzeuge geschaffenen 3 m breiten Fahrwegen neben der normalen Straße.
Am späteren Abend ging unsere Rallye-Teams gemeinsam auf den benachbarten Nachtmarkt. Er war fast so groß wie zwei Fußballfelder und eine gelungene Mischung zwischen vielfältigen gastronomischen und handwerklichen Angeboten. Frisches Obst, Gemüse, getrocknete Früchte und bunte Gewürze müssen auch vor Jahrhunderten schon auf der Seidenstraße transportiert und gehandelt worden sein.
Tag 36: Dunhuang – Mondsichelsee und Mogao-Grotten
Die gelben Sanddünen waren für mich das Highlight des Tages. Sie befinden sich ganz in der Nähe der Stadt und sind der touristische Besuchermagnet. Wie viele, viele andere Besucher erschloss ich mir die Dünen bequem mit auf einem 4 km langen Kamelritt. Die Ausdehnung der Dünen entspricht etwa der Größe von Singapur. Mein Kamel war sehr gutmütig und lief ganz harmonisch in unserer 6er-Gruppe. Mit diesem Kamel gehe ich meilenweit, dachte ich. Ich glaube, es waren auf dem Sammelplatz an die Tausend Kamele in Bereitschaft. Das war einfach faszinierend.
Einige Teammitglieder nutzten anstelle der sanften Fortbewegung das Ultraleichtflugzeug, das Quad oder bergab den Sandschlitten. Unentwegte aus dem Bergischen stiegen sogar per pedes auf die 70 m hohe Düne.
Später lief ich noch zum Mondsichelsee. Ein klares Gewässer mitten in der riesigen Dünenlandschaft. Obwohl sehr viele Besucher unterwegs waren, lief alles geordnet ohne Stress ab. Das beeindruckte mich hinsichtlich der Organisation und der Sauberkeit. Überall waren Reinigungskräfte, um die Hinterlassenschaften der Kamele und der Besucher sofort aufzuräumen. Daumen hoch!
Den Besuch der Mogao-Grotten und das abendliche Barbecue am Fuße der Dünen habe ich zugunsten der weiteren Erkundung der schönen Stadt und ihrer Bewohner ausgelassen. Dank des Google -Übersetzers konnte ich mich erstaunlich gut mit den Einheimischen verständigen. Die hatten sehr oft auch eine ähnliche einheimische App auf dem Handy. Meist wechselte der Dialog zwischen Englisch und Chinesisch oder umgedreht. Einfach den Text in das Handy sprechen und fertig. Das funktioniert wunderbar. Eine weitere hilfreiche App hat mir Christoph gezeigt. Man fotografiert die chinesische Speisekarte und bekommt sie fast sofort in Deutsch präsentiert.
Am Abend kamen Dominik und ich bei einem Bier auf dem Nachtmarkt mit Jugendlichen ins Gespräch, die sich sehr für unsere Rallye interessierten. Mit Englisch und Bier kam der Dialog in Sachen deutsch-chinesische Freundschaft gut voran. Zum Abschluss fotografierte Dominik noch einen kulturellen Auftritt der einheimischen Polizei vor uns auf dem Innenhof des Marktes. Es war ein positives Bild von den hiesigen Gesetzeshütern, die wir seit unserer Ankunft in Dunhuang kaum zu Gesicht bekommen hatten. Unsere charmante lokale Reiseleiterin hat es, wie sie sagte, aus der Umgebung von Peking nach Dunhuang gezogen, weil die Stadt einen besonderen Charme und eine hohe Lebensqualität besitzt.
Wir wünschen alle Teilnehmer eine gute Weiterfahrt durch die Provinz Gansu, und drücken schon jetzt die Daumen, dass es mit Reparatur der Grey Lady in Xi’an klappen wird!
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