Berlin-Peking Oldtimerrallye 2019: Nukus-Khiva-Buchara (Tage 16-18)
Am 24. August 2019 sind 8 Teams in ihren eigenen Oldtimern und unser Service-Car auf das 52-tägige Abenteuer von Berlin nach Peking, gestartet. Die Etappen an den Tagen 16 und 17 führten durch Usbekistan von Nukus nach Khiva, und weiter bis Buchara. An Tag 18 wurde Buchara ausgiebig erkundet. Vielen Dank wie immer unserem Rallyebotschafter Bernd Andrich für Berichte und Fotos, ebenso Team “Grey Lady” für die Fotos.
Tag 16: Nukus-Khiva 197 km
Nach dem Auftanken in Nukus traten wir die mit 200 km recht kurze Reise nach Khiva an. Ich war gespannt auf diese Perle einer mittelalterlichen, feudalen islamisch geprägten Stadt in Mittelasien.
Mir war gestern die Mischung von Wörtern, die einerseits in latainischen Lettern, andererseits in Kyrillisch an Geschäften, auf Informationstafel oder auf Wegweisern geschrieben wurden, aufgefallen. Rainer, unser sehr gut informierte Rallyeleiter, wußte, es gibt die Entwicklung, die kyrillischen Buchstaben durch eine in lateinische Buchstaben transformierte Lautsprache zu übersetzen. Er hatte am Vorabend bereits einen rhetorisch und inhaltlich spannenden Vortrag über historische und aktuelle Aspekte der Seidenstraße und Usbekistan gehalten. Daumen hoch!
Bereits 20 km hinter Nukus sahen wir am Horizont erste Berge, wie schön. Endlich eine deutliche landschaftliche Abwechslung bei leicht bedecktem Himmel. Wir erwarten wieder 26 Grad. Rechts vor uns in einigen Kilometern lag eine hügelartige Erhebung, auf der oben eine senkrechte Mauer aufragte. Alex und ich machten einen kurzen Abstecher dorthin. Auf einem schmalen sandigen Weg gelangten wir an die aus rötlichem Lehm und Steinen errichtete Mauer. Durch eine schmale Spalte konnten wir in das Innere klettern bis wir ein Plateau mit vielen Mulden erreichten. Von dort wagten wir uns bis an die obere Kante der Mauer vor. Es öffnete sich uns aus etwa 50 m Höhe weiter Rundblick. Deutlich war die Grenze zwischen der grauen Wüste und den grünen bewässerten Feldern zu sehen. Wir erfuhren, die Anlage wurde früher als Begräbnisstätte genutzt. Die Toten wurden auf das Plateau getragen und den Vögeln ausgesetzt.
Gegen 15 Uhr erreichten wir Khiva. Bis zum Duschen im Hotel, das direkt an der Stadtmauer liegt, waren es laut Navi noch 500 m. Also gleich geschafft. Leider versagte die Technik und wir irrten neben der Mauer durch enge Gassen, auf extrem holprigen Wegen fahrend, um auf eigene Faust das so nah erschienene Ziel zu finden. Irgendwann nach gefühlten 30 Minuten waren wir endlich angekommen. Duschen fiel aus, denn die Führung durch die Altstadt innerhalb der Stadtmauer stand auf dem Programm. Die aus Lehm erbaute Stadtmauer wechselt je nach Sonnenstand die Farbe. Besonders romantisch zeigt sie sich, wenn sie im Abendlicht förmlich glüht. Nach dem Durchqueren des mächtigen Stadttors öffnet sich die „Welt aus tausend und einer Nacht“. Überall bieten Händler den Touristen Waren an. Nicht aufdringlich. Es gab orientalische Musik und die Eine oder Andere wagte mitten auf der Straße mit einem bärtigen Pelzmützenhändler ein Tänzchen. Die Besteigung eines der schönsten Minarette gehörte auch zum Programm.
Um 19 Uhr hatten wir das Abendessen in einem traditionellen Restaurant innerhalb der Stadtmauer. Es gab hier sogar frisch gezapftes, kühles Bier. Das tat gut. Es war schon dunkel, als wir den kurzen Rückweg zum Hotel antraten. Die Minarette und Moscheen wurden sehr dekorativ beleuchtet. Ein schöner Anblick zum Abschied.
Tag 17: Khiva-Buchara 456 km
Nach dem Start um 9.30 Uhr nach Buchara lagen 456 km sehr wechselhafter Fahrbahn vor uns. Immerhin erwarteten uns fast 200 km sehr gute Autobahn. Leider waren die 100 km davor und danach manchmal nur im Schritttempo zu realisieren. Alex hatte am Werkstatt-Bulli vor der Abfahrt noch das linke Hinterrad gewechselt. Das alte hatte die Luft nicht mehr gehalten.
So, jetzt das Garmin-Navi eingeschaltet und schon ging die Sucherei erneut los. Es wird in Khiva so viel und so schnell Neues gebaut, dass die Aktualisierung des Kartenmaterials hinterherhinkt.
An einer Tankstelle in Khiva gab es sogar Diesel für unseren Bulli. Der Tankwart versicherte, wir bekommen den besten Diesel in Usbekistan an seiner Tanke. Alex mischte vorsichtshalber noch das übliche Additiv bei. Das war auch bei den Benzinern unserer Teams nötig, denn manchmal hatte der Sprit nur 80 Oktan. Es ging nun zügig stadtauswärts auf breiten, guten Chausseen, vorbei an modernen Wohn-und Geschäftshäusern und Parkanlagen. Die Autos, überwiegend kleine und mittlere Chevrolets tanken Propan- oder Methangas. Europäische Fahrzeugtypen sind nicht darunter. Auch die Lastwagen fahren mit Gas. Der Busverkehr ist über Oberleitungen elektrifiziert. Alles in Allem gibt es bei den Fahrzeugen eine ordentliche Umweltbilanz.
Neben der Straße tauchten ab und zu kleine Rauchwolken auf. Keine Lagerfeuer. Das sind kleine ungefährliche Windhosen, die nur den Sand aufwirbeln. Kurz vor Buchara standen erdgas- und erdölverarbeitende Werke, die für den Wohlstand der Stadt strategisch wichtig sind. Um 15.30 Uhr erreichten wir den Ortseingang. Sofort wurden die Straßen breit und gut ausgebaut. Viele Ampel regeln hier den Verkehr. Gelbe Gas-Taxis dominierten den Verkehr. Kurz darauf parkten wir vor unserem Hotel, dem Asia Buchara.
Vor dem Abendessen machte ich noch einen kurzen Spaziergang in Altstadt, die gleich vor unserem Hotel begann. Viele Gebäude waren mit ihrer Beleuchtung besondere Fotomotive.
Tag 18: Buchara – Stadtbesichtigung der “Edlen”
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen einer Stadtbesichtigung Bucharas, beginnend mit dem Besuch der historischen Altstadt, die seit 1993 zum Weltkulturerbe zählt. Eigentlich entstand die Stadt vor über 2.000 Jahren aus einer Oase am Handelsweg der Seidenstraße. Wie in Khiva gibt es einzigartige Moscheen, Minarette und Medresen (Koranschulen). Die Bauwerke sind beeindruckend. Überall befinden sich überdachte Basare mit einem riesigen Warenangebot. Eine Erholungspause legten wir in dem Café „Wishbone“ ein. Es wird von einer Deutschen aus Berlin geführt. Käsekuchen, Pflaumenkuchen und andere heimatlichen Köstlichkeiten sind empfehlenswert.
Viele Händler sprechen Englisch. Auch mit meinem Schul-Russisch kam ich weiter. Heute war ich nach dem dreistündigen Stadtspaziergang etwas müde. Das Abendessen wurde in einem Altstadt-Restaurant gereicht. Ein als Hotja Nasredin (Till Eulenspiegel des Orients) gekleideter Künstler schloss unseren Abend mit einem witzigen Programm ab. Alex übersetzte dessen Vortrag vom Russischen ins Deutsche.
Morgen geht es nach Samarkand, einem weiteren Highlight auf dieser Rallye.
Wir wünschen allen eine pannenfreie Weiterfahrt und viele Eindrücke auf den nächsten Etappen in Usbekistan.
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