Berlin-Peking Oldtimerrallye 2019: Maiji Town-Xi’an (Tage 41-42)
Am 24. August 2019 sind 8 Teams in ihren eigenen Oldtimern und unser Service-Car auf das 52-tägige Abenteuer von Berlin nach Peking gestartet. An Tag 41 der Rallye fuhren die Teams von Maiji Town nach Xi’an. Der Tag 42 stand im Zeichen einer Stadtbesichtigung in Xi’an. Die gute Botschaft vorweg: der Alvis läuft wieder! Vielen Dank dem Mechanikerteam um Dominik und Svend-Jörk und allen anderen Helfern, großartig!
Tag 41: Maiji Town – Xi’an 335 km
Es war der zweite richtige Regentag auf der Autobahn, der für unseren Mechaniker Dominik heute eine Herausforderung parat haben sollte. Erst war alles in Ordnunug und die Autobahn führte uns durch mehr als 30 Tunnel, einer hatte ein Länge von 12,9 km(!). Einige Tunnel hatten links und rechts von der Fahrbahn hell geflieste Wände. Darüber spannte sich ein schwarzes Tunnelgewölbe an dem die LED-Leuchten befestigt waren. Ich hatte das Gefühl, unter einem Nachthimmel zu fahren und fühlte nicht die Enge der Tunnelröhre. In den Bergen kamen wir an einer Landschaft vorbei, die an den Thüringer Wald erinnerte. Heimatgefühle kamen bei mir in China am Tag der Deutschen Einheit auf.
Dann, ca. 66 km vor Xi’an, sendeten Detlef und Irmela vom Team 8 “Bärliner” bei strömendem Regen einen Hilferuf. Ihr Scheibenwischer, dieser einarmige Bandit vom Mercedes W124 Baujahr 1988, arbeite nur noch auf Sparprogramm und drohte völlig stehen zubleiben. Unter dem Dach einer Tankstelle bauten Dominik, Detlef und der unermüdliche Andreas von Team 1 den Wischerarm aus und zerlegten ihn. Alles wurde gesäubert und geschmiert. Das Zusammensetzten der Einzelteile und der Einbau waren sehr aufwendig. Nach etwa zwei Stunden war der Scheibenwischer wieder voll funktionstüchtig und dem Starkregen gewachsen. EIn großes Danke an Dominik, aber natürlich hatten auch Detlef und Andreas als Schrauber-Assistenten zum Erfolg beigetragen.
Xi’an ist eine 8 Millionen-Stadt und damit für chinesische Verhältnisse eher klein- bis mittelgroß. Überall Hochhäuser, viele Baustellen – für die 16 km durch die Stadt benötigten wir 45 Minuten, weil die Verkehrsdichte zur Rush Hour enorm hoch und anstrengend zu fahren war. Um 17 Uhr waren wir am Hotel angekommen. Der Alvis und die Grey Lady wartete schon davor. Heute und morgen würde ihr Motor eine neue Zylinderkopfdichtung erhalten. Dominik, Andreas und der neue Mechaniker Svend-Jörk, der die Dichtung mitgebracht hat, werden die Lady wieder fit für die Reise nach Peking und damit auch für unseren Auftritt am 11. Oktober auf der Wangfujing Straße, machen.
Am Abend ging das Rallye-Team gemeinsam zum angesagtesten Italiener in einer schwer zu findenden Lokalität auf dem Hinterhof im zweiten Stock. Hinter einer Metalltür lag versteckt das gemütliche, kleine Restaurant. Das Essen und die italienischen Weine waren hervorragend. Für den Heimweg riskierte ich die Fahrt mit einem Elektro-TukTuk.
Morgen steht die Reparatur vom Alvis an!
Tag 42: Xi’an – Stadtführung und Terrakotta-Armee
Xi’an (Westlicher Frieden), die alte Hauptstadt Chinas, ist heute Hauptstadt der Provinz Shaanxi. Sie ist modern und sauber. Die Stadt nahm eine zentrale Rolle an der alten Seidenstraße ein und ist auch heute ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Chinas. Touristen aus aller Welt kommen her, um die Terrakotta-Armee (ca. 35 km vor der Stadt) zu sehen. Drei Bauern hatten 1974 einen Brunnen gegraben und dabei die Entdeckung gemacht. Seitdem wurden mehr als 8.000 Soldaten und Pferde, Wagen und weitere Fundstücke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der erste Kaiser Chinas Qin Shihuangdi hatte vor 2.200 Jahren die Krieger zur Bewachung seines Grabhügels aufstellen lassen. Die Köpfe der Krieger spiegeln die Vielfalt der Völker der Seidenstraße wider. Jedes Gesicht ist ein Unikat.
Gegen 9 Uhr war unser Rallye-Team bereits am Eingang der Ausstellung. Tausende Chinesen hatten die gleiche Idee. Die Menschenmassen waren gewaltig. Bis zu 60.000 Gäste wurden erwartet. Wir haben aktuell die Goldene Woche und es ist in ganz China arbeitsfrei. Als ich in 2008 mit meiner Frau dort war, schauten sich gerade einmal etwa 100 Besucher in der riesigen Halle 1 die tönernen Kämpfer an, das ist heute und speziell in der Goldenen Woche anders. Um bis zur Abfahrt unseres Busses noch in die Haupthalle zu gelangen versuchte ich zusammen Mario und Frankie einen Ausgang als Eingang zu nutzen. Der Wachmann ließ sich zu unserem großen Glück dazu überreden. Der Anblick der tönernen Bewacher in menschlicher Größe war beeindruckend. Man konnte ihre Kleidung und die Ausrüstung nach über 2.000 Jahren noch gut erkennen.
Durch den einsetzenden Dauerregen waren wir inzwischen etwas durchnässt. Bis zur Rückfahrt hatten wir jedoch noch einige Minuten Zeit. In einem versteckten Restaurant, in der oberen Etage des Souvenir-Shops, wärmten wir uns bei einer Teezeremonie auf. Trotz meiner nassen Kleidung und nasser Füße besuchte ich mit einer kleinen Gruppe unseres Rallye-Teams die Wildganspagode. Sie ist etwa 1.400 Jahre alt und erreicht eine Höhe von 65 m. Eine schöne Anlage von der der Buddhismus damals seine Verbreitung gefunden haben soll.
Gegen 18 Uhr war ich zurück im Hotel. Ich kam gerade in dem Augenblick dazu, als der Motor der 55 Jahre alten Gray Lady zum Probelauf gestartet wurde. Große Anspannung stand in den Gesichtern. Er lief anstandslos und die 9 Stunden, die Andreas, Dominik und Svend-Jörk vor dem Hotel bei Regen ununterbrochen gearbeitet, hatten sich ausgezahlt, denn jetzt funktionierte wieder alles einwandfrei – Eine logistische und handwerkliche Spitzenleistung. Super, nun können wir wieder vollzählig mit 8 Oldtimern die nächsten 5 Tage bis Peking fahren. Es sind nur noch 2.000 km von den insgesamt etwa 13.000 km. Ganze 2.400 km verbrachte die liebenswerte Grey Lady auf dem Rücken des Schleppers bis sie in Xi’an wach geküsst wurde.
Andreas bedankte sich beim Abendessen mit einer sehr emotionalen Rede – auch im Namen seines Copiloten Hans – bei allen Helfern. Alle Mitglieder unseres Rallye-Teams hatten immer mitgefiebert sowie moralische und praktische Unterstützung gegeben. Wir sind am 24. August zusammen in Berlin gestartet und gemäß unseres Team-Spirits werden wir auch gemeinsam nach 48 Tagen am 10. Oktober Peking erreichen.
Als Zeichen Ihrer Dankbarkeit und Freud übernahmen Andreas und Hans die Getränkerechnung des Abends – später in der Hotelbar spendierte auch China Tours-Geschäftsführer Andreas Janz eine weitere Runde. Ihn interessierte natürlich besonders der bisherige Verlauf der Tour. Für mich war die Rallye bisher ein einzigartiges Erlebnis.
Wir wünschen allen Teilnehmern gute Weiterfahrt auf den letzten Etappen in China!
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