Berlin-Peking Oldtimerrallye 2019: Kuqa-Korla-Turfan (Tage 31-33)
Am 24. August 2019 sind 8 Teams in ihren eigenen Oldtimern und unser Service-Car auf das 52-tägige Abenteuer von Berlin nach Peking gestartet. An den Tagen 31, 32 und 33 der Rallye rollten die Teams von Kuqa über Aksu nach Turfan. Vielen Dank wie immer unserem Rallyebotschafter Bernd Andrich für Berichte und Fotos.
Tag 31: Kuqa – Korla 300 km
Auch heute fuhren wir weiter 300 km entlang der alten Seidenstraße. Gleich am Stadtrand besuchten wir die Klosterruinen von Subashi. Wir hatten uns entschieden, ab heute in der Provinz Xinjang wegen der regelmäßigen Polizeikontrollen in Kolonne zu fahren. Die letzten Tage zeigten, ohne die Hilfe unserer Reisführer war das Passieren einzeln nicht möglich. Bis zur Stadtgrenze war noch viel Grün zu sehen. Danach wechselte das Bild in die trostlose Taklamakan-Wüste. Nach etwa 150 km erschienen in der Ferne die ersten Berge des Tianshan- Gebirges mit schneebedeckten Wipfeln. Ansonsten nur Sand, Sand, Sand.
Um 18.30 Uhr erreichten wir unser Hotel. Korla ist eine moderne grüne Stadt mit vielen Hochhäusern. Der breite Konqi-Fluss vor unserem Hotel versorgt die Bewohner mit Trinkwasser. Das Abendessen fand wenige Meter von unserem Hotel entfernt in einem schönen Restaurant in einem separaten Raum statt. Zwei runde 10er-Tische mit der typischen Dreh- Glasdrehplatte in der Mitte und verschiedenen leckeren chinesischen Speisen, die auf großen Tellern serviert für jeden eine gute Auswahl bot.
Zum Abschluss verführte uns Rainer zur Verkostung eines einheimischen klaren Hirse-Schnapses mit 52% Alkoholgehalt. An die leichte Parfümierung musste ich mich erst gewöhnen. Dazu benötigte ich mehrere Versuche. Am nächsten Morgen konnte ich sogar auf die bereit gelegten Aspirin verzichten. Danke Rainer, dein Hirseschnaps kommt demnächst in vollem Umfang wieder auf den Tisch.
Tag 32: Korfa – Turfan 410 km
Eine der längsten Tagesrouten mit 410 km war heute zu bewältigen. Obwohl die Asphaltstraße sehr gut ausgebaut ist, dürfen nur Maximal 120 km/h gefahren werden. Regelmäßig sind über der Fahrbahn Videokameras angebracht die die Einhaltung des Limits kontrollieren und die Nummernschilder aufnehmen. Also, den Bleifuß im Zaum halten, war angesagt. Das grau-braun gefärbte Tianshan-Gebirge begleitete uns weiter. Seit hunderten Kilometern war die „Grüne Mauer“ meist rechts von uns in Straßennähe ebenfalls ständiger Begleiter. Sie soll bis Peking führen. Es ist das weltweit einzigartige Projekt, durch Anpflanzung und Bewässerung von Bäumen und Sträuchern, die Wüste zu bändigen. Die erfolgreiche Realisierung dieses Projektes ist eine unvorstellbare Leistung.
Durch Polizeikontrollen, Mautstationen, Tanken und Pausen erreichten wir nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50k m/h. Etwa 220 km vor Turfan hörte das Flache Wüstenland auf und es ging in die Bergen. Graues Gestein, kleine Bergreihen von bis zu 300 m Höhe direkt neben der Straße. Keine einzige Pflanze mehr. Durch die engmaschig installierten Funkmasten, die mit Solarstrom versorgt werden, war in dieser Einöde trotzdem ständig eine gute Verbindung gewährleistet.
Der letzte Pass vor Turfan hatte es in sich. Es ging auf und ab bei fast 40 Grad Außentemperatur. Ein Härtetest für die Motoren unserer Oldtimer und deren Besatzungen, die ohne Klimaanlage auskommen mussten. Fast 60 km lang war die Passage auf der nur 60 km/h gefahren werden durften. Die Nutzung des Fahrtwindes zur Kühlung war nicht groß.
Team 1 bleibt auf der Strecke
Kurz vor der Polizeistation am Ende des Passes signalisierte Team 1 über Walkie- Talkie, dass der Motor überhitzt ist. Ich sah weißen Rauch aus dem Auspuff kommen. Unser Konvoi fuhr auf den nächsten Parkplatz. Andreas öffnete die Motorhaube seines Alvis und schaute mit Dominik nach der möglichen Ursache. Es fehlte Kühlwasser. Die Diagnose des Problems war frustrierend: Zylinderkopfdichtung kaputt. Dadurch kommt Kühlwasser in den Verbrennungsraum, verdampft und gelangt durch den Auspuff ins Freie.
Eine Weiterfahrt war unmöglich. Wir schleppten den Alvis mit dem Bulli etwa 2 km bis zur Polizeistation. Dahinter war ein großer Parkplatz. Unseren Guides, Rainer und Hao, gelang es, ein Abschleppfahrzeug zu beschaffen. Nach nur 1 Stunde war der Alvis – auch Grey Lady genannt- aufgeladen und in Richtung Turfan zu unserem Hotel unterwegs.
Es musste entschieden werden, ob ein Austausch der Zylinderkopfdichtung in China überhaupt möglich wäre. Die Telefone zwischen China und der Schweiz ( Team 1 kommt daher ) liefen heiß. Es gab optimistische Nachrichten. In England, wo der Alvis 1954 gebaut wurde, sind die Zylinderkopfdichtung und ein neuer Kühler, der alte hatte ein Leck, verfügbar.
Andreas beauftragte den Express- Versand zu unserem übernächsten Stopp in Dunhuang.
Alle Rallye-Teilnehmer drückten die Daumen, dass Team 1 nach der erfolgreichen Revitalisierung der Grey Lady mit uns zusammen bis Peking auf den Wangfujing Boulevard fahren kann.
An der Hotelbar wurden an diesem Abend noch lange gemeinsam mit Andreas und Hans vom Team 1 verschiedene Lösungsszenarien besprochen. Das gab moralische Unterstützung.
Tag 33: Besichtigungen in Turfan
Unser Team teilte sich in zwei Gruppen. Dominik baute mit Unterstützung von Andreas und Hans in praller Sonne auf dem Hotelparkplatz in fünfstündiger Arbeit den Zylinderkopf und den Kühler aus. Alle Teile mussten sorgfältig gekennzeichnet und abgelegt werden. Es war ein großes Glück, dass nur die Dichtung defekt war und durch die Überhitzung kein Riss am Zylinderkopf entstanden war. Diese Aktion sollte in Dunhuang, wo nur 1 Tag für die Reparatur zur Verfügung stand, den Zeitstress reduzieren. Die Rallye kann nicht warten. Das Programm ist fix.
Die zweite Gruppe begab sich zu den flammenden Bergen, deren erodierte Abhänge aus roter Erde im Licht der Sonne aussehen, als Stünden sie in Flammen. Weiter ging es zu den Buddha-Grotten von Bezikelik. Entlang der Seidenstraße wurden viele dieser Höhlen in die Felswände geschlagen, in denen buddhistische Mönche lebten und ihre Rituale ausübten.
Besonders interessant für mich war die Schaustelle über das unterirdische Bewässerungssystem für die Stadt Turfan. Es versorgt die Bewohner der Turfan-Senke seit 2.000 Jahren mit Schmelz-Wasser aus dem 70 km entfernten Ursprung im Tianshan-Gebirge.
Mit unterirdischen Kanälen und tausenden Brunnen wird der Anbau vor allem von Melonen und Wein ermöglicht. Zu meinem Leidwesen werden die Weintrauben fast vollständig zu Rosinen getrocknet. Es wird daraus nur wenig Wein hergestellt, da die Bevölkerung überwiegend moslemisch ist. Zum Abendessen hätte ich gern einen hiesigen Weißwein getrunken. Den gab es in dem sehr schönen Mercur–Hotel in Turfan leider nicht.
Wir hoffen folglich auf eine schnelle Reparatur und Weiterfahrt von Team 1!
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