Berlin-Peking Oldtimerrallye 2019: Homel-Woronesch (Tage 6-7)
Am 24. August 2019 sind 8 Teams in ihren eigenen Oldtimern und unser Service-Car auf das 52-tägige Abenteuer von Berlin nach Peking, gestartet. Die Etappen an den Tagen 6 und 7 führten von Homel über Orjol nach Woronesch in Russland. Hier der Bericht unseres Rallyebotschafters Bernd Andrich, mit Bildern u.A. von Elif Hofmann von Team 6, vielen Dank.
Tag 6: Homel-Orjol 471 km
Der heutige Start um 8.00 Uhr war relativ früh, weil die Einreise nach Russland einige Stunden in Anspruch nehmen kann. Seit Weißrussland sind wir in einer anderen Zeitzone und haben die Uhren um eine Stunde gegenüber der Heimat vorgestellt.
Jens, unser Mechaniker für alle Fälle, hatte am gestrigen Abend noch eine beschädigte Benzinleitung an einem Motor entdeckt, repariert und vielleicht einen Brand verhindert.
Nachdem für die Fahrt bis zur Grenze die Walkie-Talkies verteilt waren, fuhr der Konvoi wieder bei schönstem Sommerwetter ab in Richtung Russland nach Orjol. Der auffällige orangefarbene Hyundai mit Alla, Artur, Rainer und mir an Bord war das Führungsfahrzeug. Der grüne Werkstatt-Bulli mit Jens und seiner Tochter Laura behielt die 8 Oldtimer von hinten im Blick. Wir waren gespannt, wie der Grenzübertritt ablaufen wird. Die weißrussische Grenze passierten wir in knapp einer Stunde. Der Drogenhund schnupperte alles durch und fand natürlich nichts. Die Papiere der Fahrzeuge und die Pässe waren in Ordnung.
Die Einreiskontrolle in Russland war aufwendiger. Die Fahrzeuge wurden ebenso untersucht wie das gesamte Gepäck, das wir ausladen mussten. In unseren Benzinkanistern durften pro Fahrzeug nur 10 l Treibstoff nach Russland eingeführt werden.
Die Grenzbeamten auf beiden Seiten waren freundlich und interessierten sich für die Oldtimer und machten sogar Fotos und Videos mit dem privaten Handy. Das entspannte die Atmosphäre sehr. Wir waren trotzdem froh, nach insgesamt 3 Stunden den Grenzübertritt gemeistert zu haben, und die vor uns liegenden 380 km endlich in Angriff nehmen zu können. Bei zwei Schweizer Teams war noch ein kurzer Halt hinter der Grenze zum Abschluss einer zusätzlichen Fahrzeugversicherung geplant. Das gestaltete sich als langwierige Angelegenheit, weil der Angestellte des Versicherungsbüros das Prozedere nicht kannte. Alla war dann die hilfreiche Fee, die den Rechner der Versicherung in kyrillischen Buchstaben mit den Informationen aus den Schweizer Fahrzeugscheinen fütterte. Es war schon dunkel als die Schweizer, unser Begleitfahrzeug und der Werkstattwagen auf dem bewachten Parkplatz vor dem Hotel Grinn die doch etwas anstrengende Tagestour abschlossen. Um 21.00 Uhr endete der Tag mit einem warmen Abendessen.
Tag 7: Orjol-Woronesch 351 km
Bei herrlichem Sonnenschein ging es auf nach Woronesch, einer modernen Millionenstadt. Da die Strecke relativ kurz ist, fuhren wir später als sonst los. Es wurde in Ruhe die Scheiben der Autos geputzt und dabei mit den anderen Teams gefachsimpelt. Nach und nach zogen wir Schaulustige an, die sich mit uns und den Oldtimern fotografieren ließen. Ein russischer Mercedesfahrer holte sich Fachinformationen, wofür er als Belohnung Detlef von Team 8 eine Flasche leckeren Wodka schenkte. Das musste auf einem Foto festgehalten werden. Einige Teams machten noch einen kurzen Halt auf einem Orjoler Markt und kamen mit frischem Obst zurück. Wir fuhren erst über eine Landstraße, die kurz hinter Orjol in eine 6-spurige Autobahn mit 3 Maustellen überging. Die erste Maut kostete 25 Rubel (€ 0,34). Die folgenden 110 Rubel (€ 1,50). Wir bezahlten mit Rubel, ginge auch mit der Visa Card.
Wir fuhren weite Strecken durch flaches Land entlang an Mais- und Sonnenblumenfeldern. Man sah, auch hier fehlte es wie bei uns zu Hause an Regen. Trotzdem herrschte die Farbe Grün vor. Es waren sehr viele Lastwagen unterwegs, deshalb war vom Fahrer erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Zur Rush Hour gegen 17 Uhr erreichten wir die Stadgrenze. Wir sahen vor uns eine moderne, saubere Stadt, die sich links und rechts neben unserer 6-spurigen Einfallsstraße aufreihte. Der Verkehr lief von Ampel zu Ampel teilweise im Schritttempo, doch man fuhr rücksichtsvoll. Übrigens sahen wir alle modernen Automarken wie zu Hause. Der Lada und der Wolga, Marken aus der Sowjetzeit, waren fast gänzlich von der Straße verschwunden. Nach dem Check-in im Hotel waren individuelle Aktivitäten angesagt – Stadtspaziergang, Besuch des Fluss Woronesch oder ein Abendessen in der Stadt. Alla, Rainer und Artur kamen mit dem Begleitfahrzeug erst gegen 20.30 Uhr im Hotel an. Sie brachten den Fahrzeugschein eines Teams, den der Versicherungsangestellte an der russischen Grenze vergessen hatte zurückzugeben. Mit einem Taxi wurde er über 380 km in das Hotel nach Orjol gebracht. Dort übernahmen Rainer und Alla die Papiere und fuhren dann die 350 km zu uns nach Woronesch. Da lag Spannung in der Luft, denn ohne Fahrzeugschein wäre eine Ausreise nach Kasachstan unmöglich. Unsere Reiseleiter haben mal wieder einen guten Job gemacht.
Wir danken für die Berichte und die Fotos, und wünschen allen eine pannenfreie Weiterfahrt und viele Eindrücke auf den nächsten Etappen in Russland.
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