Berlin-Peking Oldtimerrallye 2019: Berlin-Warschau (Tage 1-3)

Am 24. August 2019 sind 8 Teams in ihren eigenen Oldtimern und unser Service-Car auf das 52-tägige Abenteuer von Berlin nach Peking, gestartet. Die ersten Etappen führten von Berlin nach Posen, und von dort weiter nach Warschau. Hier die Berichte der ersten drei Reisetage von unserem Rallyebotschafter Bernd Andrich.

Tag 1: Berlin-Posen 268 km

Nach dem stimmungsvollen Start der Rallye vom Breitscheidplatz, steuerte ich mit Rainer Schelp an Board, dem Reiseleiter-Urgestein, als Rallyebotschafter einen Toyota Mietwagen als Begleitfahrzeug in Richtung Osten. Die Autobahn bis Posen ist sehr gut ausgebaut und wir hatten ein entspanntes Fahren. Da wir zum ersten Mal gemeinsam eine Reise machen, hatten wir uns sehr viel zu erzählen. Beide gelangten wir zu dem Schluss, das sollte bis Peking mit uns funktionieren.

Gegen 16.00 Uhr erreichten alle Fahrzeuge das Tagesziel, das NH Hotel Poznan. Bis zum sehr schön rekonstruierten Altstadtzentrum waren es nur 15 Gehminuten. Auf dem großen Platz  vor den historischen Gebäuden luden die Restaurants zum Verweilen ein. Bei einem Glas Wein gab ich mich der Beobachtung des abendlichen Trubels hin. Beim leckeren Abendessen im Hotel trafen sich alle Teams wieder. Nach dem Essen gab es noch lockere Gespräche und wir kamen uns alle näher. Der erste von 52 Tagen ist erfolgreich gemeistert.

Tag 2: Posen-Warschau 310 km

Die Abfahrt in Richtung Warschau gestalteten alle individuell. Einige schauten sich noch Sehenswürdigkeiten in der Altstadt an, bevor es wieder auf die ebenfalls bestens ausgebaute Autobahn nach Warschau ging. Für mich war neu, dass wir einige Mautstationen passieren mussten. Wir konnten alles unproblematisch in Euro bezahlen. Es waren insgesamt etwas über € 20,- zu entrichten. Um 19:30 Uhr war das Abendessen im Polonia Palace Hotel angerichtet. Alle Teams saßen pünktlich am Tisch. Dem Lachs-Tatar folgten ein zartes Kalbsschnitzel und eine leckere Nachspeise. Dann gab Rainer, unser Rallyeleiter, noch den obligatorischen Ausblick auf den nächsten Tag. An Tag 3 stehen eine Stadtführung durch Warschau sowie ein Abendessen mit folkloristischer Umrahmung auf dem Programm.

Das 4-Sterne Hotel liegt im Stadtzentrum. Die Zimmer sind großzügig eingerichtet. Bus, Straßenbahn und Metro fahren gewissermaßen vor dem Hotel ab. Man kann die wichtigsten Besuchsziele jedoch auch fußläufig erreichen.

Mir gefallen die abends sehr stimmungsvoll beleuchteten Fassaden. Besonders interessant zeigt sich das mit 237 m höchste Gebäude Polens, der 1952 im stalinistischen Stil erbaute Kulturpalast. Er ist architektonisch ein Kontrastprogramm zu den ihn umgebenden modernen Hochhäusern mit ihren Glasfassaden.

Tag 3: Warschau 0 km – Stadtführung

Die polnische Stadtführerin Marzena holte uns um 10.00 Uhr im Hotel ab. Wir liefen ein Stück entlang auf dem 10 km langen Königsweg, an dem sich die wichtigsten historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt aneinanderreihen. Wir begegneten Frédéric Chopin, Nikolaus Kopernikus und Marie Curie. Zum Ausruhen zwischendurch gab es schön gestaltete Sitzbänke, die auf Knopfdruck in dezenter Lautstärke Musik von Chopin spielten. Ein gute Idee. Vorbei an historischen Gebäuden gingen wir bis zum Schloss. Marzena erklärte uns, die Häuser am Königsweg wurden im zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört. Trotzdem entschied man sich damals, das historische Ensemble auf ganzer Länge wiederherzustellen. Heute gehört es zum Weltkulturerbe. Am Schlossplatz angekommen, konnte man in etwa 300 m Entfernung die Weichsel sehen, die heute nicht mehr für die Schifffahrt genutzt wird. Weiter ging es dann durch das Stadttor in die Neustadt, die eigentlich auch eine Altstadt ist.

Unsere abschließenden Sightseeing-Ziele waren das Museum der Geschichte der polnischen Juden und das Warschauer Ghetto, das von den Nazis vollständig dem Erdboden gleich gemacht wurde. Das Museum wurde  2013 mit einer Feier anlässlich des 70. Jahrestages des Beginns des Warschauer Ghettoaufstandes eröffnet. Es ist konzeptionell und architektonisch ein Highlight. Inzwischen waren wir schon zweieinhalb Stunden zu Fuß unterwegs und ließen uns auf einer langen Bank im Schatten sitzend noch spannende historische Details erklären. Nach einem kurzen Besuch des Museums verabschiedeten wir uns vorerst von Marzena. Sie ist eine wunderbare, charmante Stadtführerin. Sie spricht fast akzentfrei Deutsch und hat ein hervorragendes Wissen, das sie rhetorisch bemerkenswert spannend vorträgt. Um 18.30 Uhr führte sie uns zum folkloristischen Abendessen. Wir erprobten die Warschauer Straßenbahn, worin fester Halt wichtig ist. Beim Anfahren und Bremsen geht es ungewohnt rasant zur Sache.

Wir kamen wohlbehalten im ländlichen Stil gestalteten Restaurant an. Nach dem Essen gab es polnische Tänze und Gesang mit einem 4-köpfigen Ensemble. Gewinner des Abends mit Diplom-Urkunde war Louis von Team 7 (W107 /300 SL), welcher beim Umgang mit der traditionellen Lederpeitsche die besten Knallgeräusche zaubern konnte. Bei Polka und Polonaise kam bei uns Stimmung auf und wir konnten unsere von der Stadtführung und den Autokilometern etwas steifen Glieder für die nächste Rallye-Etappe nach Brest auflockern. Morgen wartet Weißrussland auf uns!

Wir danken für die Berichte und wünschen allen eine pannenfreie Weiterfahrt und viele Eindrücke.

Bernd Andrich